Der Begriff Empowerment meint individuelle und kollektive Selbstermächtigung von
Menschen mit Diskriminierungserfahrungen. Unser Empowerment-Ansatz steht in der
Tradition der Kämpfe von marginalisierten Gruppen um Selbstermächtigung, politische
Rechte, Zugang zu Ressourcen und eine Veränderung der strukturellen Machtverhältnisse.
Empowerment ist ein Modebegriff, der momentan inflationär gebraucht wird. Zum Beispiel
auch für Angebote, bei denen die Selbstoptimierung oder Leistungssteigerung im
Vordergrund steht. Davon grenzen wir uns ab. Empowerment ist für uns ein Prozess. Je nach Bedürfnis, Erfahrung, Forderung oder Kontext kann dieser Prozess für jede*n Menschen und jede Gruppe unterschiedliche Inhalte haben.
Empowerment bedeutet …
- in Räumen zu sein, in denen die eigene Identität nicht in Frage gestellt wird
- in Räumen zu sein, in denen Diskriminierungserfahrungen wie Schmerz, Wut, Trauer und Verletzungen, ausgetauscht werden können und Anerkennung finden
- sich der eigenen Fähigkeiten bewusst zu werden
- Kraft zu schöpfen
- das eigene Potenzial zu entwickeln
- Solidarität zu erleben
- einen eigenen Umgang mit Diskriminierung zu finden
- Handlungsspielräume zu erweitern
- sich mit anderen zu vernetzen und zu organisieren
- sich gegen Diskriminierung zu wehren
- marginalisierte Stimmen und Perspektiven sichtbar zu machen
- (gemeinsam) um Ressourcen und politische Teilhabe zu kämpfen
- Wissen über Struktur und Funktion von Diskriminierung zu erlangen
- Diskriminierung nicht als individuelles Versagen zu sehen, sondern als strukturelles Problem, das adressiert und verändert werden kann
Um sich auszutauschen, gibt es im Alltag kaum geschützte Räume. Deshalb geht es in
unserer Empowerment-Arbeit auch darum, Räume und Anlässe zu schaffen, in denen
Diskriminierungserfahrungen ihren Platz bekommen. In diesen Empowerment-Räumen
werden Folgen von Diskriminierung wie Ohnmachtsgefühle, Selbstzweifel, Entrechtung,
Marginalisierung oder Ausgrenzung sichtbar gemacht. Über vielfältige Wege wie Gespräche,
künstlerisches Schaffen, Wissenserarbeitung oder Communityarbeit wird versucht, diesen
Folgen entgegenzuwirken. So werden neue Handlungsspielräume und -strategien entwickelt.
Aus den Begriffen Selbstermächtigung und Selbstbestimmung geht bereits hervor, dass ein
Mensch nicht professionell jemand anderen empowern kann. Das schließt nicht aus, dass
Empowerment-Gruppen und Angebote moderiert und angeleitet bzw. begleitet werden. Aber
abgesehen vom bereits erwähnten biografischen Teilen von Diskriminierungserfahrungen,
geht es um die grundsätzliche Haltung der anleitenden Person, die nicht die pädagogische
Absicht verfolgt, andere zu empowern. Das kann die Gruppe, bzw. das Individuum nur
selbst. Dabei ist es uns wichtig klarzustellen, dass Empowerment-Räume von Kolleginnen mit eigenen Diskriminierungserfahrungen angeboten oder begleitet werden sollten. Wenn es „geschützte“, also für eine Gruppe mit einer vergleichbaren Diskriminierungserfahrung geschlossene Räume sind („safe spaces“), werden sie von Trainer*innen mit den
entsprechenden Diskriminierungserfahrungen begleitet.
Sprechen Sie uns bei Interesse an einem Empowerment-Angebot, gerne direkt an.